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Coast to Coast – Teil 2: Berg und Tal

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Nachdem das letzte Trip-Update Die ersten 30 Tage bei euch sehr gut ankam, folgt nun der nächste Beitrag. Seit über zwei Monaten fahren Lukas und Marian nun schon von Küste zu Küste. Dabei haben die beiden Fahrer über 6100 Kilometer zu bestehen – gegen Wind und Wetter. Zum ‘almost’ täglichen Reiselogbuch geht es hier entlang.

Anbei folgt der zweite Bericht auf deutsch nach 60 Tagen Road-Trip, aus den USA:

Wie die Zeit vergeht…

… die verbleibende Kilometer schmelzen dahin und die Abenteuer wollen nicht aufhören. Kein Tag auf unserer Tour gleicht sich dem anderen. Jeder Bundesstaat und Tag hat seine eigenen Herausforderungen. So hatten wir mit hohen Pässe, verrücktem Wetter und kargen Landschaften zu kämpfen. Am Anfang verglichen wir das Radfahren mit zur Arbeit gehen, aber davon sind wir schnell wieder abgekommen. Weil es einfach etwas komplett anderes ist. Man ist jeden Tag 80 bis 120 km vom letzten Schlafplatz entfernt. Das heißt, am Morgen verlässt man sein ‘sicheres Nest’ und weiß nicht wirklich wo man abends landet.

Coast to Coast

Klar, wir haben Karten in denen Möglichkeiten zum Übernachten und Einkaufen eingetragen sind, aber man kennt zum Beispiel nicht im Voraus das vorherrschenden Klima oder die Windrichtung. Die Windrichtung war in Kansas sehr entscheidend, denn dort konnten wir einmal, Dank Rückenwind, in einer Stunde 30 km zurücklegen. Normal rechnen wir mit 15 bis 20 Kilometer pro Stunde. Aber es gab auch einen Tag mit heftigem Gegenwind und wir mussten uns jeden Kilometer hart erkämpfen – da Kansas als relativ flacher Staat, den Wind nur mäßig bremst. Schlussendlich konnten wir aber Kansas in einer Woche durchqueren und fanden uns in einer sehr trockenen und kargen Landschaft wieder. Es war Colorado und wir standen vor den mächtigen Gipfeln der Rocky Mountains.

Coast to Coast

Vor den Bergen war das Tal von Pueblo. Dort passierten wir viele Cannabis-Farmen, welche Nachschub für diverse Shops in Colorado liefern, da der Konsum von Cannabis zu Entspannungszwecke dort inzwischen erlaubt ist. Unser erster Anstieg in den Rockies folgte in den ersten Tagen und war sehr anstrengend, aber oben angekommen waren wir überwältigt von einem Ausblick auf eine weite Ebene mit einer Ortschaft umrahmt von Schnee bedeckten Bergen. Diese Momente machen oft die Mühsal der Anstiege wieder gut. So hatten wir drei große Anstiege in Colorado zu bewältigen. Zuerst überquerten wir den Monarch Pass mit 3,448 m, welcher die nordamerikanische kontinentale Wasserscheide darstellt.

Coast to Coast

Wir brauchten dreieinhalb Stunden um den Gipfel zu erreichen. Oben angekommen gönnten wir uns eine kleine Schneeballschlacht und amüsierten uns Über die anderen Touristen, welche mit dem Auto den Gipfel erreichten und sich dafür feierten… Aber wir konnten danach eine 20 minütigen Abfahrt ins Tal genießen und uns frischen Wind ins Gesicht wehen lassen.

Am Anstieg unseres zweiten großen Berges, dem Dallas-Divide, hatten wir in einer Stunde zwei Hagelstürme. Wir mussten uns hinter einer Leitplanke neben der Straße vor den Hagelkörner retten, da in der Nähe keine Schutzhütte oder der Gleichen vorhanden war. Vorbeifahrende Autofahrer hatten leider auch kein Mitleid mit uns Radlern und so mussten wir neben der Straße warten bis die Hagelstürme Über uns gezogen waren. Aber nebenbei hatten wir beim selbigen Anstieg unsere erste und bis jetzt einzige Bärensichtung. Es war ein brauner ausgewachsener Schwarzbär, welcher wohl aber genauso überrascht war wie wir, denn er ist nach anfänglichem zögern wieder in den Büschen verschwunden und lies uns kein Foto schiessen. Schade eigentlich. Der Aufstieg auf den dritten grossen Berg, dem Lizard-Head, war relative unspektakulär (yeah noch ein Berg), aber danach fanden wir uns in Utah wieder.

Coast to Coast

Du wundervolles Utah

Utah ist bis jetzt einer der schönsten Bundesstaaten, wie wir finden. Wir durchquerten mit unseren Fahrrädern leuchtend rote Canyons und hatten wunderschöne Abfahrten durch enge Schluchten. Aber es begann auch ein Teil unserer Reise in dem wir auf weiten Strecken keine Versorgungsmöglichkeit hatten. Das heisst wir konnten uns unterwegs nicht mit frischem, kühlem Wasser, liquid calories (zuckerhaltiges Erfrischungsgetränken) oder Snacks versorgen. Wir mussten alles im Voraus einkaufen und Über den Tag mitschleppen, was in hügeligen Regionen sehr kräftezehrend sein kann. Des Weiteren konnten wir keine Umwege Über eventuell schöne Parks, wie z.B. dem Arches National Park, machen, da uns schlicht und einfach die Kapazität für zusätzliche 15 km gefehlt haben. Aber dennoch hatten wir sehr schöne Momente in der Canyon-Landschaft von Utah.

Coast to Coast

So konnten wir einmal eine Nacht unter den Sternen von Utah an einer Ranger-Station verbringen, da gegenüber von dieser ein kleiner Supermarkt angesiedelt war. Dort trafen wir sogar andere Radler, die in entgegengesetzte Richtung unterwegs waren. Diese spendierten uns – verrückterweise – auch mitten im Nirgendwo Bier und wir hatten angenehme Stunden bei einigen Partien “Hawaiian Mow-Mow”. Zu allem Überfluss hatten wir Nachts einen wunderschönen Vollmond, der uns die dunkle Nacht einwenig erhellte. Das brachte frische Energie für weitere Kilometer im sonnigen und heißem Utah. Gegen Ende von Utah hatten wir einen 50 Kilometer Anstieg der uns in hohe Regionen brachte. Dort waren wir verblüfft eine grüne und üppige Landschaft vor zu finden. Wir dachten beide, wir wären im Schwarzwald oder in Bayern. Denn wenn man den ganzen Tag durch karge Landschaften fährt und plötzlich einen Gebirgsbach mit grünen Wiesen und Kühen sieht, dann kann man schon mal an sich zweifeln. Aber nach einer Abfahrt ins Tal begrüßte uns dort wieder die gewohnte wüstenartige Landschaft. Diese begleitete uns noch eine ganze Weile, denn der folgende Bundesstaat war Nevada… aber das im nächsten Beitrag.

Grüße Marian und Lukas

Coast to Coast

Hier geht es zu Teil 1 des Reiseberichtes

Johannes
Ein Beitrag von Johannes

Johannes Eich, Art Director und Publizist. Steht auf Hotdogs und Altbau. Internetsüchtig im fortgeschrittenen Stadium. Wischt sich mit Hipstern den Arsch ab. Ist selbst einer.

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