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C2C

Laerm

Samstag 19 Uhr, wir betreten das LKA Longhorn in Stuttgart, einer mittelgroßen Konzerthalle. Geile Location, geile Akkustik. Noch eine Stunde, dann wird hier das französische DJ Quartett C2C ihr Repertoire abfeuern. Die Jungs hatten nicht nur vier mal in Folge am Stück die DMC DJ-Weltmeisterschaft des Disco Mix Club sondern auch noch die IFT Weltmeisterschaft gewonnen. Kurz gesagt, uns erwartet Turntable-Kunst feinster Sorte – wir sind gespannt.

Gegen 20 Uhr gibt DJ Nelson die Einmann-Vorband. Nach ein paar Minuten wird eines klar: Das LKA ist genau jetzt zu groß, zu kalt und das Publikum zu steif. Wieso sind wir nicht jetzt mit diesem DJ in einem kleinen, versifften, hitzigen Club? Ohne Kopfhörer mischt der Alleinunterhalter in den nächsten zwanzig Minuten Hip-Hop, Dub, Reaggea, Jazz und Dubstep. Dann, Rage Against The Machine mit Killing In The Name, DJ Nelson scratched das Gittarrenriff von Tom Morello. Sehr geil. Abschließendes Streetfighter-Kombo-Feuerwerk, 8-Bit mit Dubstep. DJ Nelson lässt sich feiern und verlässt die Bühne.

C2C kommen auf die Bühne. Vier Jungs, vier mobile würfelförmige Turntable-Tische mit Hipster-Leuchtdioden-Display. In den kommenden eineinhalb Stunden wird Jazz, French House, Electro und Hip-Hop gescratched, gecutted und gemixt, alles tanzbar und motiviert zum Kopfnicken. Sofortige Erinnerungen an gute Zeiten des französischen Elektros. Stardust, Daft Punk und Sebastien Tellier.

Jeder spührt es aber will es nicht aussprechen. Der eigentlichte Held an dem Abend ist leider die Videowall an den DJ-Pulten. Die Menge starrt auf die Displays, wo Animationen passend zum Cut flackern. Kein einfacher Visualizer, sondern audiovisuelle Kunst. Der Typ, der die Sets programmiert hat, muss ein wahrer Gott sein.

Am Ende spielen sie Beastie Boys mit Intergalactic. Kurze technische Schwierigkeiten, dann eskaliert die Menge auf den fetten Sound. Wie muss es sich als Band anfühlen, wenn die Zuschauer bei einem fremden Song auf einmal zum Leben erwachen und lauter sind als in den 90 Minuten davor? Aber gut, es ist ja schließlich Musik von den Beastie Boys, da würde jede Konzerthalle explodieren…

C2C

Nicole meint: “Ich muss zugeben vorher nur geringfügig Kenntnis über C2C gehabt zu haben – somit war die Neugier und Spannung riesig. Da betrat zunächst ein junger Bursche die Bühne – DJ Nelson. Einfach nur geil! Die schwäbischen Hintern in meiner Umgebung standen still. Waren die falsch? Hörten die nicht was ich hörte? Dieser Typ hat mich sprachlos gemacht und ich fragte mich ob das vom Hauptakt noch überboten werden kann. Nach kurzer Pinkelpause stürmten die Herren von C2C die Bühne. Jedes Mädchenherz wurde bedient. Doch auch ich war hypnotisiert von dem Dioden an den Pulten. Ich will GLITZER! Der Sound war gut und tanzbar. Die Jungs haben auch versucht das Publikum einzubinden. Doch vieles war mir einfach zu einstudiert. Das nahm dem ganzen die Leichtigkeit. Fazit toller Sound, toller Show! Aber manchmal ist weniger einfach mehr. Jetzt zurück an die Xbox, DJ Hero wartet!”

Pierre meint: “Hast du schon einmal den Rap-Part von Busta Rhymes „Break Ya Neck“ gescratcht gehört? Klingt geil – und das war auch unser Held des Abends. Der lonesome Cowboy an den Schallplattentellern DJ Nelson. Im Club würde der Typ alles abfakeln. Wahrscheinlich legt er nur aus Brandschutzgründen in größeren Locations auf. Als sich DJ Nelson mit einem lauten „Sonic Boom“ von der Bühne verabschiedete, waren wir gespannt auf C2C. HipHop-LED-Elektro-Glitzer. Das Gescratche wurde salonfähiger. Alles sorgfältig inszeniert und durchdacht. Keine Frage, die Jungs haben es drauf an den Turntables aber müssen natürlich aufgrund der Synchronisation Kompromisse eingehen. Mein Kopf hat genickt, die Hüfte leicht gewippt, für mehr reichte es leider an diesem Abend nicht.”

Johannes
Ein Beitrag von Johannes

Johannes Eich, Art Director und Publizist. Steht auf Hotdogs und Altbau. Internetsüchtig im fortgeschrittenen Stadium. Wischt sich mit Hipstern den Arsch ab. Ist selbst einer.