Für den einen unvorstellbar, für die anderen ein Traum: Mal die Verwandtschaft und das heimische Weihnachtsprogramm hinter sich lassen und einfach in den Süden fliegen. Wir haben genau das gemacht. Weihnachten im Hochsommer unter Palmen in Südafrika verbracht. Genauer gesagt in und um Kapstadt.
Mit dem Flieger ging es Nonstop von Frankfurt nach Capetown, was zwischen 10 und 11 Stunden in Anspruch nimmt. Das Beste an einem Flug, der nicht in den Westen oder Osten geht: kein Jetlag. Die Zeitverschiebung ins 11.000 Kilometer entfernte Südafrika beträgt gerade mal 1 Stunde.
Christmas Diner in Capetown
Nachdem der Mietwagen abgeholt war (Südafrika hat Linksverkehr) ging es ins erste AirBnB mitten in der Metropole in Sea Point. Für das Dinner an Weihnachten mussten wir vorab reservieren, da zu dieser Jahreszeit die Hütten ganz schön voll sind. Unsere Wahl traf auf das sehr verstecke NV80. Verborgen in einer Shopping-Mall offenbarte sich hinter einer hölzernen Tür, direkt neben den Rolltreppen, ein wunderschön eingerichtetes Lokal. Statt Kartoffelbrei mit Würstchen aßen wir also Seafood an Heilig Abend, machten Bescherung weit weg von Zuhause und beendeten den Tag glücklich und vollgefressen.
Rauf auf den Kopf des Löwen
Um die Weihnachtspfunde wieder loszuwerden, stand gleich mal Activiy auf dem Plan. Los ging es auf den Lions Head und oh boy :D Das kannst du nicht mit den Alpen oder europäischen “Wander- oder Kletterrouten” vergleichen. Sicherheit spielt hier scheinbar keine so große Rolle. Du wanderst über schmale, ungesicherte Trampelpfade an tiefen Abgründen vorbei, besteigst Leitern und ziehst dich an Eisenhaken hoch, die in den Fels geschlagen wurden. Die “einfache” Route auf den Lions Head hat uns ordentlich ausgelaugt. Pralle Sonne im Nacken, Sonnnenbrand des Zorns, aber eine Aussicht und Erfahrung… die unvergessen bleibt. Wow. Es lohnt sich, mach das!
Nach der Wanderung ging es entspannt mit der schweizer Gondel in rasendem Tempo auf den Tables Mountain rauf – den wollten wir ja schließlich auch noch sehen. Es war schon recht spät, es hieß es sei die letzte Gondel die raufgeht. Uns wurde auch gesagt, dass der Wind wohl etwas stärker werden würde. Etwas stärker war gut :) Der Wind war so stark, dass er die Gegenlichtblende von der Kamera riss, Sirenen ertönten und der Berg mit Gondeln evakuiert wurde :D Aber ist scheinbar normal und war auch ganz cool. Alle waren entspannt, niemanden hat es gestört und uns auch nicht. War eine Erfahrung wert. Der Carrot-Cake ist übrigens ziemlich lecker im Tafelberg-Café. Kann man sich reingönnen.
An den südlichsten Punkt Afrikas?
Wenn man schon mal in der Ecke ist, sollte man ins Auto steigen und ans „Kap der Guten Hoffnung“ zu fahren. Um ans Kap zu kommen, muss man Eintritt zahlen, denn es handelt sich um ein gewaltiges Naturschutzgebiet, das man durch eine Art “Grenzschutz” befahren darf.
Und es ist großartig. Wir sind relativ spät hin – gegen 15 Uhr, das war auf der einen Seite relativ knapp kalkuliert, denn um 18 Uhr muss jeder den Park verlassen haben, allerdings waren zu dieser Stunde kaum noch Leute im Naturschutzgebiet. So dass wir irgendwann alleine unterwegs waren, um die Natur und deren Bewohner zu bewundern. Baboons, die mit ihren Muskeln auf der Straße geflext haben, der erste Strauß in freier Wildbahn und … die zweite tödlichste Schlange der Welt! direkt vor der Karre und der Fotolinse.
Aber was ist jetzt mit dem südlichsten Punkt? Naja, das Cape of Good Hope ist der “most southwestern point” also nur der südwestlichste Punkt Afrikas. Wir mussten also weiterziehen, um wirklich ans Ende Afrikas zu kommen.
An den wirklich südlichsten Punkt Afrikas!
Also ging es am nächsten Tag weiter nach Cape Agulhas. Der wirklich südlichste Punkt Afrikas. Hier gibt es kein Naturschutzgebiet, keine Eintrittsgebühr, kaum Touristen – aber einen spektakulären Blick auf das Meer, einen ziemlich coolen Leuchtturm und eben die Tatsache, am südlichsten Fleck des Kontinents zu sein.
Würden wir es weiterempfehlen? Nur, wenn du wie wir sowieso in die Richtung musst und es nebenbei mitnimmst. Ansonsten ist dort nicht viel und extra für ein Foto nach Cape Agulhas zu fahren, lohnt sich nicht wirklich.
Muizenberg
20 Minuten mit dem Auto entfernt liegt das Surferdorf Muizenberg, direkt an der urigen Bahnlinie “Simons Town”. Hier warten viktorianische Bauten, Surfer und ein geiles Flair auf dich. Bunt und gut besucht. Man kann direkt am Strand ein schönes Frühstück oder Brunch genießen und einen Tag am Beach verbringen. Von dort sind wir direkt weiter zum Boulders Beach um die Pinguine von Südafrika zu sehen.
Die von den Einheimischen als „Jackass Pinguine“ bezeichneten Vögel leben allerdings noch nicht sehr lange dort. In den 80er-Jahren wurde ein einzelnes Pärchen gesichtet, und bis heute ist die Pinguin-Kolonie zu einer gewaltigen Größe explodiert. Tipp: Man kann Eintritt zahlen, muss man aber nicht. Wir haben die Pinguine auch gut von den Wegen entlang des Strandes gesehen.
Hout Bay
Hout Bay ist ein kleines Fischerdorf knapp 20 km südlich des Stadtzentrums der Kaphhalbinsel. Hier kann man gut Fisch essen, mit dem Boot rausfahren und mit Robben tauchen gehen. Im Sommer ist das Meer ziemlich kalt, da das geschmolzene Eiswasser der Antarktis bis an die Küste tritt. Aber ausgestattet mit Neopren-Anzügen war es eine großartige Erfahrung, die Pelzrobben von ganz nah zu sehen.
Südafrika auf mexikanisch
Du musst ins Hazienda! Dank der Surfer hat sich mitten in Kapstadt ein Restaurant entwickelt, welches Baja Küche anbietet. Ein moderner Twist an traditioneller, mexikanischer Küche und dem modernen Einschlag Kaliforniens. Es war Wahnsinn. Mit die verrücktesten Tacos, die wir jemals gegessen haben. Zur Verabschiedung gab es noch eine riesige Zuckerwatte aufs Haus. Herrlich.
Weintour durch Frenschoek
Wer auf Wein steht, der ist in Südafrika Zuhause. Das Epizentrum des Weihnwahnsinns liegt in Frenschoek, denn hier sind 1688 die ersten Hugenotten an Land gegangen, um Wein anzubauen und Zwischenstopps für ihre Schiffsrouten aufzubauen. Mit den Hugenotten kam der Wein. Und der blieb bis heute.
Wir haben eine Weintour ab Kapstadt gebucht und sind mit dem sehr sympathischen, in Südafrika geborenem Guide Manfred in einem Bus durch vier historische Weingebiete gefahren. Erst ging es nach Stellenbosch, einer sehr ungewöhnlichen Studentenstadt. Prunkvolle Bauten, ein riesiger Kampus und alles etwas zu steril. Zum Studieren sicher cool, falls man auf Kneipen und das etwas einfachere Studentenleben verzichten möchte. Das hier ist schon etwas zu “Highclass” für unseren Geschmack – aber hübsch.
Unserer Meinung nach war das schönste und leckerste Weingut das mit dem Namen: Marianne. Einfach ein Ort zum Wohlfühlen. Falls wir hier noch mal sind, würden wir auch eine Nacht auf dem gewaltigen Anwesen übernachten.
Zum Schluss ging es mit einer doppelstöckigen Eisenbahn nach „Rickety Bridge“, dem letzten Weingut auf unserer Liste, um danach mit dem Bus zurück nach Kapstadt zu fahren. Einen Zwischenstopp gab es jedoch noch bevor die Sonne unterging. Vor die Tore eines sehr berühmtes Gefängnisses: Drakenstein – dem Knast, in dem Nelson Mandela die letzten 14 Monate seiner 20 jährigen Haft absaß! Heftige Nummer. Zur Erinnerung steht eine riesige Mandela-Statue vor der „Korrektionsanstalt“.
Garden Route Game Lodge
Das Highlight der Reise war auf jeden Fall die Garden Route Game Lodge. Das familiengeführte Naturreservat liegt etwa 4 Autostunden von Kapstadt entfernt. In kleinen, niedlichen Retdach-Häuschen kann man hier luxuriös übernachten und tagsüber an 2 Safaris in offenen Land Rovern teilnehmen. Eine morgens gegen 7 Uhr und eine Abends um 18 Uhr. Es gibt einen Pool, ein Spa, super Essen und einen Skullgarden.
Die Gamelodge war ein krasser Kontrast zur Stadt. Ruhe. Kaum Handyempfang. Die Uhrzeit vergessen und einfach nur die Tage, das Wetter und die Stimmung genießen.
Liebe Grüße, gehen an dieser Stelle an unseren Guide Robyn. Sie hat die Gamedrives extrem witzig gestaltet und oben drauf noch eine Menge an Wissen vermittelt. Wusstest du, dass Nilpferde mit Walen und sogar entfernt mit Delfinen verwandt sind? Ziemlich witzige Vorstellung.
Die Big Five
Ziel der Safari war natürlich die Big Five zu sehen. Bei den „Großen Fünf” handelt es sich um: Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard und natürlich Löwen. Kleine Info am “Rand”: Die Fünf sind übrigens auch auf den südafrikanischen Banknoten abgebildet.
Gleich zu Beginn der Safari erwartete uns ein einzelner Gepard! Keine 20 Minuten hat es gedauert, um dieses wunderschöne Tier in Natura zu erleben. Andere hatten laut Erzählungen nicht so viel Glück, es kann Tage dauern oder sogar gar nicht vorkommen, dass man die Katzen zu Gesicht bekommt. Kurz darauf erlebten wir die Sprinter sogar noch im Doppelpack. Darüber hinaus wurden wir mit dem Anblick von Elefanten, Hippos, Giraffen und Büffeln belohnt. Ein Erlebnis, das sich wirklich gelohnt hat.
Silvester in Kapstadt
Zu Silvester waren wir zurück in Kapstadt im Trendviertel “Waterfront” am Hafen. Wir haben ein Restaurant gebucht, weil du sonst keine Chance auf alkoholische Getränke im Hafengebiet hast. Alkohol auf der Straße ist verboten. Um 00:00 Uhr hieß es “HAPPY NEW YEAR!” und Feuerwerk?… Feuerwerk blieb aus. Der Wind war zu stark und wir hatten bereits 2 Bushfire gesehen. Das Feuerwerk wurde gecancelt – was natürlich absolut Sinn gemacht hat.
Totsies
Ey Südafrika, du bist geil. Wetter wie Kalifornien. Unfassbar gutes Essen, tolle Unterkünfte, wunderbare Menschen und Tiere – DIE TIERE LEUTE! Es lohnt sich. Gerade Kapstadt bietet so viele Aktivitäten, so viele Eindrücke und ist der beste Startort für Ausflüge ins Umland. Wir haben es geliebt und kommen hundertpro wieder. Vielleicht das nächste Mal zuerst nach Johannesburg und dann weiter nach Kapstadt? Wir werden sehen.