Ahoi, du Landratte! Auf unseren Städtetrips in den Niederlanden hatten wir sie schon öfter gesehen – hätten aber nie gedacht, dass wir selbst einmal so ein großes Boot steuern würden, geschweige denn ohne Bootsführerschein dürfen.
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Unser Ausflug, den wir Les Canalous zu verdanken haben, startet in Waltenheim-sur-Zorn im grünen Elsass. Herrlicher Sonnenschein und ein kleiner Anlegehafen erwartet uns bei der Ankunft. Auf einem Boot steht bereits Jacque und reinigt das Deck mit einem Gartenschlauch.
Troubadour ist der Name unseres Hausbootes, das als Tarpon 42 Trio zur Premium Flotte zählt und Platz für 6-8 Personen bietet und an Deck gibt es wirklich fast alles: Herd, Spülmaschine, zwei Duschen, einen Kühlschrank und sogar einen Gasgrill.
L’introduction
Wir müssen noch etwas warten und dann geht es auch schon los. Jacque zeigt uns alle Knöpfe und Hebel an unserem Boot, wie wir es richtig starten und natürlich auch, wie wir es unter den schmalen Brücken durch manövrieren.
Hier wird man auch gleich ins kalte Wasser geschmissen und lernt das schwierigste Manöver zuerst – die Drehung. Denn geparkt wird immer gegen die Strömung und Anlegen will gelernt sein, damit man keine anderen Boote rammt.
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Schleusenzeiten
Nach der gelungenen Einweisung holen wir unser Gepäck an Board und dann heißt es auch schon – Leinen los! Eine Sache vorab: Das Wichtigste für deine Tour durch den Kanal sind die Öffnungszeiten der Schleusen, denn die bestimmen deinen Tagesablauf.
Sind diese geschlossen, so befindest du dich mit deinem Boot auf dem kleinen Flussstück dazwischen und kannst weder flussauf- oder flussabwärts. Bei uns waren die Schleusen zum Beispiel von 9 – 12 Uhr und von 13 – 19 Uhr geöffnet. Nachts zu fahren ist auf dem Kanal grundsätzlich verboten.
Als wir in Waltenheim-sur-Zorn starten, ist es bereits 17 Uhr und unser Ziel zum Abendessen eineinhalb Stunden entfernt. Aber so schnell fährst du am Anfang nicht. Es ist auch nicht anzuraten direkt Vollgas zu geben, sondern erst einmal das Boot kennenzulernen, vor allem, wenn du das vorher noch nie gemacht hast. #noslalom
Genügend Proviant
Den ersten Abend verbringen wir also irgendwo in der Pampa, aber das Coole ist, das macht dir gar nichts aus, wenn du genügend Proviant dabei hast. Schließlich hast du eine komplette Küche an Board.
Naja, wir ernährten uns ehrlich gesagt die ersten beiden Tage von Pfefferbeißern, bis wir etwas Ordentliches zum Essen bekamen, den die Gegend im Elsass ist schon sehr ländlich und teilweise gibt es nur ein Café im gesamten Ort, dass dann auch noch in ein Wettbüro umgewandelt wurde.? Nimm dir genügend und gutes Essen mit.
Das Leben an Bord
Den ersten Abend lassen wir bei einem kühlen Bier ausklingen und am nächsten Morgen heißt es: Achtung, Schleuse Mr. Rutherford! Ja, selbstverständlich haben Dr. Blauzahn und ich uns seltsame Schiffsnamen gegeben.
Das Kapitän sein bringt schon ein gewisses Ansehen mit sich. Ständig winken einem die Leute vom Wegesrand zu, aber es ist auch harte Arbeit und so eine Bootstour solltest du mindestens mit 3 bis 4 Personen angehen, sonst bist du ständig in Aktion.
Schleusen gibt es auf unserer Strecke von Waltenheim-sur-Zorn nach Saverne 12 Stück und das bedeutet jedes Mal den Kahn in eine enge Bucht zu fahren, die Taue über die Poller zu werfen, festziehen und die Schleuse mit Wasser zu füllen. Dabei ist es äußerst wichtig, dass du möglichst nicht die Mauer berührst und danach geht es mit Vollgas zur nächsten Schleuse.
Treidelweg
Eine wirklich praktische Sache ist der Treidelweg, der komplett parallel zum Kanal verläuft. Bei gutem Wetter tummeln sich hier zahlreiche Radfahrer und genießen die Natur, aber auch du kannst den Fahrradweg nutzen.
Die Bikes kannst du mitbringen oder direkt mit dem Boot dazu mieten. Bist du an einer Schleuse, setzt du einfach die Landratten ab, die etwas radeln wollen und sammelst sie an der übernächsten Schleuse wieder ein. Gerade für Familien mit etwas älteren Kindern ein absolutes Abenteuer.
Saverne
Nach einem Tag auf See schiffen wir in Saverne ein – also laufen in den Hafen ein und wie echte Profis parken wir das Hausboot rückwärts senkrecht an die Hafenmauer, wo uns auch schon ein Matrose empfängt und mit dem festmachen hilft. Die Gastfreundschaft im Elsass ist wirklich herausragend.
Saverne ist eine kulturelle Kleinstadt, die vor allem durch ihre Burgen im Umkreis bekannt ist. Wir haben uns erst einmal ein Eis auf die Hand geholt und in der Boulangerie einen leckeren Zwiebelkuchen gegönnt. Zwei Matrosen auf Landgang und dann schnell wieder an Bord und einen Ankerplatz für die Nacht suchen.
Unsere Batterien haben wir selbstverständlich geladen, aber auch unterwegs ist es möglich über den Dieselmotor zu chargen. Es gibt einige Dinge auf dem Schiff, die viel Energie verbrauchen, wie zum Beispiel die Bow Thruster (Querstrahlsteueranlage) oder die Spülmaschine, die wir deshalb einfach nicht genutzt haben.
Heimathafen
Auf Kanälen hast du selten die Möglichkeit einen Rundweg einzuschlagen. Das heißt du fährst eine Strecke hin und wieder zurück. Auf unserer Rückreise merken wir, was wir die letzten Tage gelernt haben und spüren bereits die Hornhaut vom Festzurren der Seile auf unseren Handflächen härter werden.
Richtige Seemannsknoten, durch enge Stellen ohne anecken manövrieren und seitlich zwischen zwei Booten einparken. All das haben wir in den letzten Tagen erlebt und schippern um 9 Uhr mit der Sonne im Gesicht und einem frischen Morgenwind in den Haaren in Richtung Heimathafen.
Mit unserem Treibstoff und den 1300 Litern im Wassertank könnten wir drei Wochen autark überleben und irgendwie denkt man auch kurz darüber nach das wirklich zu tun. Es packt dich so ein unglaubliches Freiheitsgefühl und selbst eine Woche nach der Bootstour vermisst du es das Steuerrad deines Bootes in den Händen zu halten.
Les Canalous bietet übrigend Kanaltouren in ganz Europa an und du kannst dir aussuchen, wie groß das Boot ist, mit dem du durch die Kanäle schipperst. Je nach Saison variieren die Preise und oft gibt es tolle Schnäppchen auf der Webseite.
Les Canalous