Wir befinden uns mitten im Dezember, eine Zeit, die in Deutschland nicht so wirklich geil ist. So richtig kalt wird es erst im Januar und der Weihnachtsmonat ist geprägt von Dunkelheit, Regen und mit Glück etwas Schneematsch.
Wäre es da nicht nice, noch etwas Sonne abzubekommen? Die Füße ins türkisblaue Wasser zu hängen – gleichzeitig jedoch nicht auf den Weihnachtlichen Spirit und den Mann mit der roten Mütze verzichten zu müssen? Um beides zu verbinden, sind wir am 5. Dezember in die Türkei geflogen und haben uns auf die Spuren des Nikolauses gemacht.
Denn, was nur wenige wissen, der nahezu bekannteste Heilige des Christentums kommt aus der Türkei. Aber dazu später.
Ankunft an der Mittelmeerküste
Wir sind für roundabout 200 Euro (Hin- und Rückflug) mit SunExpress von Stuttgart nach Antalya geflogen. Wenn du lieber über Istanbul reisen würdest, ist Turkish Airlines die bessere Alternative. Nach einem entspannten 3,5-Stundenflug mit beeindruckendem Bergpanorama landeten wir am Antalya Havalimanı, wo die Reise losging.
Hotelempfehlung: The Marmara Antalya, wunderbar schräges Pop-Art-Hotel. Stilistisch zwischen Malibu und Keith Haring. Gewaltiges, hochwertiges Frühstücksbuffet und gute Zimmer.
On the Road
Early Bird und so. Am besten kommst du an der Türkischen Riviera mit dem Auto voran. Die Straßen sind in sehr guter Verfassung und kurvig, wir können hier auch ganz klar eine Empfehlung für die Reise mit dem Motorrad aussprechen (hier hat es uns in den Fingern gekitzelt). Denn während der Fahrt wirst du belohnt. Aussicht: par excellence, Ziel: das 140 Kilometer entfernte Demre.
Noel Baba
Wenn du am 6. Dezember in der Nähe von Demre absteigst, musst du einen Blick in das „Haus des Nikolauses“ – besser gesagt, in die Sankt Nikolaus Kirche werfen. Denn, Nikolaus von Myra ist Türke. Er wurde zwischen 280 und 286 in Patara geboren. Mit etwa 19 Jahren wurde er zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof in der Region Lykien ernannt. Myra heißt heute Demre und die Kirche, der Ort an dem er begraben wurde, ist heute noch vorhanden.
Es ist ein komischer Moment vor seinem geplünderten Grab zu stehen. Man wird in die Kindheit zurück versetzt, bekommt die Storys in den Kopf über den Nikolaus und wie man das erste Mal die eigenen Gummistiefel vor die Tür gestellt hat. Trotz klickender Kameras, Selfiesticks und russischem Gottesdienst macht sich dennoch ein sentimentales Gefühl breit. Noel Baba, guter Typ.
Demre und die alte Stadt
Nach dem Pflichtprogramm und super guter einheimischer Küche bei ipek Restaurant (Google Maps Link). Ging es mit Iskender Kebap, Gemüse mit Reis, Joghurtsoße, Çay und Katmer im Magen – Richtung Myra Ancient City.
Felsengräber! Die in den Fels gehauenen Grabstätten sind um etwa um 400 v. Chr. entstanden und verdammt beeindruckend. Sie sind riesig und wie aus einem Indiana-Jones-Film. Die warmen Farben, die filigrane Handarbeit machen einen schon beim herantreten etwas ehrfürchtig.
Die Lykier bestatteten die Verstorbenen nämlich nicht unter sondern über der Erde. Natürlich nur für diejenigen, die das passende Kleingeld hatten. Ebenfalls cool, direkt neben den Grabstätten ist ein ehemaliges, ebenfalls sehr gut erhaltenes Theater im römischen Stil.
Foto: Jens Mahnke
Wenn du noch mehr Kultur und weitere Info über die Lykier haben möchtest, kannst du dir das Likya Uygarlıkları Müzesi geben. Ein Museum, welches von einer unfassbar schönen Sumpflandschaft umgeben wird. Kann man machen, muss man aber nicht. Zack, weiter nach Kekova.
Foto: Jens Mahnke
Die versunkene Stadt
Hier macht sich Atlantis-Feeling breit, wow. Nach Kekova kommst du nur mit dem Boot. Es ist eine kleine, unbewohnte Insel. Sie ist für ihre nach einem Erdbeben im Meer versunkene 2.400 Jahre alte Stadt Simena und die Restaurants im 18 Einwohner zählenden Ort Kaleköy berühmt. Die meisten Gebäude der alten Stadt liegen nun bis zu 60 Meter unter dem Wasserspiegel. Einige Felsen, Mauern und Formen, erinnern aber noch an das Gesicht der einst belebten Insel.
Angelfrischen Fisch und leckerste Hausmannskost in einem sehr familiären Umfeld bekommst du im Hassan Restaurant. Sonnenuntergang, das Meeresrauschen im Ohr, den Magen voll gutem Essen. Klingt gut oder?
Das Dorf Kaş liegt 45 Kilometer entfernt von Demre, ebenfalls direkt am Meer und ebenfalls sehr gut mit dem Auto erreichbar. Von hier aus werden wir die kommenden zwei Tage unsere Tagestouren starten.
Keine Hotelempfehlung: The Upper House sieht im Internet echt geil aus, schöne Bilder, … aber war ein Flopp. Kaputte Türschlösser, kaputtes Wifi, keine warmen Decken, … Fairerweise müssen wir sagen, alles was wir angemerkt hatten, wurde vom Personal am nächsten Tag geändert.
The Beach
Kelebekler Vadisi alias Butterfly Valley ist eine Bucht, die ringsherum von Zweitausendern umgeben ist. Die Felsen sind so dicht und so steil, dass man vom Festland nur als sehr erfahrener Bergsteiger in das Valley gelangt. Der einfachere und eigentlich einzige Weg an den begehrten Strand ist via Boot.
Im Valley macht sich The-Beach-Feeling breit (der Film mit Leonardo DiCaprio). Abgeschnitten von der Außenwelt, stehen hier 30 Bungalows die gemietet werden können. Die Sonne bricht durch die Felsen auf den perfekten Strand. Hier kann gesurft und getaucht werden.
Patara
Nach unserem Schmetterlingsflug verpuppten wir uns zurück ins Auto und flatterten nach Fethiye. Die Hafenstadt ist der Hot-Spot für Paraglider und Fans von türkisblauen Stränden in einer bergigen Landschaft. Hier kannst du eine verdammt lange Liste an Aktivitäten abklappern: Felsengräber ähnlich der in Myra, das Theater von Telmessos, Burganlagen besuchen, lykische Sargophargen abchecken (die einfach überall rumstehen, teilweise mitten auf der Straße), Patara besuchen, Ölüdeniz besuchen, tauchen (im Sommer), usw. Die Gegend lohnt sich.
Foto: Michelle Meyer
Bei Patara handelt es sich ebenfalls um uralte Anlagen in denen Geschichte geschrieben wurde. Ruinen auf denen unser heutiger Wohlstand basiert und die Grundlagen der Demokratie geschaffen wurden. Auch Nikolaus ist hier abgehangen. Patara war in der Antike für sein Orakel berühmt, wer sich hier reinliest, wird einige abgefahrene Geschichten erfahren. Es ist bereits dunkel als wir nach Kaş zurückkehren.
Kaş und Smiley
Der Magen knurrt und eine Location treibt uns ein Smile ins Gesicht: Das Smiley’s. Das Restaurant war ein Tipp und wird vor allem von einem jüngeren Publikum besucht. Der Laden ist voll, duftet gegrillt und man fühlt sich sofort wohl. Wäre es kein Tipp gewesen, wären wir hier wohl nie rein gegangen, so täuscht man sich eben vom Äußeren ;) Guter letzter Abend, der Türkei-Trip neigt sich langsam dem Ende.
Cry me a River
Backtracking. Wir müssen zurück nach Antalya. 187 Kilometer schönste Küstenstrecke, dreieinhalb Stunden mit dem Auto. Zurück in der Metropole haben wir einen interessanten Punkt auf dem Plan: Wasserfälle. In Antalya kannst du dir an einem Tag eine ganze Reihe an Wasserfällen reinziehen. Die Düden-Fälle sind eine Gruppe von Sturzbächen, deren Verlauf du bis zum Meer verfolgen kannst.
Düdenbasi, Upper Düden, Lower Düden, und so weiter. Tropenfeeling macht sich breit, durch kleine Tunnels hinter das fallende Wasser gelangen, die feuchte Luft einatmen. Richtig gut. Am beeindruckendsten ist wohl der untere Düden, der direkt ins Meer stürzt. Zum Fotografieren ein echt gutes Ausflugsziel.
Baden im Dezember?
Schon machbar. Wenn deine bisherigen Badeziele nach Nordsee klangen, wird es dir im Dezember sehr gut im Mittelmeer gefallen. Wir waren im Wasser bei 18 Grad Wassertemperatur und hey, es war schön. Schöner als Deutschland. Nur aufpassen! Seeigel ;)
Güle Güle
Wie du sicher bemerkt hast, an vier Tagen kannst du unfassbar viel in und rund um Antalya erleben und erledigen. Es hat Spaß gemacht, in den Spuren des Heiligen Nikolauses zu wandern. Von Kultur bis Strand. Du kannst bis spät in den Dezember hinein, ein warme und wunderbare Zeit im Süden der Türkei verbringen. Bestes Kiwi-Wetter (Hoodie und Shorts). Çok teşekkürler – es war geil, wir kommen wieder!
Zu guter Letzt: Falls du nun auch Lust bekommen haben solltest, mal im Winter (oder einer anderen Jahreszeit) in der Türkei vorbei zu schneien, dann kannst du dich bei goturkeytourism informieren. Hier findest du sehr viele Informationen, gesammelt an einem Ort. Alternativ den Instagram-Kanal (@goturkeytourism) als Inspirationsquelle abchecken.
Danke an Jens, Michelle, Florian für die gute Truppe. Danke an Ethem, für den Input und die Geduld, haydi!! Danke an Ahmed, für’s fahren – bist ein super Typ.
goturkeytourism